Frauen in Führung

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Ein Interview mit der MES Geschäftsführerin Samira Kurschel zum Thema Frauen in Führung

Aus dem Gender Diversity Index 2022 der Boston Consulting Group geht hervor, dass nur 15% der Vorstandsetagen Deutschlands aus Frauen besteht. Das sind immerhin 2% mehr als im Vorjahr, im europäischen Vergleich bringt uns das auf den 24. Platz. Es scheint, dass die Diversität im Top-Management einen Höchststand erreicht hat, da insgesamt wenig Verbesserung der Zahlen im Vergleich zu den Jahren davor erkennbar ist. Fast erschreckend sind auch die Zahlen der Neubesetzungen in Vorstandspositionen sowie die generelle Beförderungsquote weiblicher Führungskräften (siehe Grafiken).

Aber was machen die sogenannten „Diversity Champions“, die Geschlechterparität im Top-Management erreicht haben, anders als andere? Die Antwort der Studie lautet, dass sie weiblichen Führungskräften Flexibilität bieten, sie erfolgreicher an das Unternehmen binden und ihnen höhere Beförderungschancen anbieten.

Quelle: Storyline (bcg.com)

Auch bei MES ist uns wichtig, unsere Mitarbeiter:innen zu fördern und Flexibilität ist für uns fast selbstverständlich. Um Erfahrungen aus unseren eigenen Reihen zu teilen, hat unsere Kollegin Samira Kurschel aus dem Nähkästchen geplaudert und über ihren Werdegang berichtet. Seit 01.01.2023 ist sie Mitglied der Geschäftsführung bei MES und hat im Interview auch noch ein paar Empfehlungen für andere weibliche Führungskräfte im Gepäck. Los geht’s!

Samira, wie war dein Entscheidungsprozess, in die Geschäftsführung zu gehen?

Schon in den ersten Jahren bei MES durfte ich viel Verantwortung übernehmen und so wuchs mein Gestaltungsspielraum zunehmend mit neuen Aufgaben. Nach meiner Elternzeit musste ich zunächst im Alltag prüfen, was für uns als Familie machbar ist und was nicht. Sehr flexible Arbeitsstrukturen sowie virtuelles Arbeiten von zuhause und ein hohes Vertrauen in meine Person durch den Gründer Matthias Bonhage zeigten, dass eine Führungsposition und der Berater:innenjob auch in Teilzeit möglich ist. Doch ob ein dritter Hut, der der Geschäftsführung, auch noch tragbar ist, brauchte etwas mehr Abwägung. Denn neben meiner ganz persönlichen Entscheidung, die Geschäftsführung übernehmen zu wollen, gab es noch einen gemeinsamen Entscheidungsprozess zuhause. In dem letzten Jahr haben mein Mann und ich viele Gespräche geführt – im Fokus stand die Care-Arbeit unserer 3-jährigen Tochter. Ohne familiäre Unterstützung in der näheren Umgebung sollte dieser Schritt wohl überlegt sein – und das ganz unabhängig davon, ob sich der Vater oder die Mutter für eine solche Position entscheidet! Wir trafen also sehr konkrete Absprachen wie der Alltag funktionieren kann und diskutierten unsere individuellen Karrierewünsche. Innerhalb der Organisationen entwickelten wir ebenfalls Ideen, wie ich die Rolle der Geschäftsführung unter den gegebenen Rahmenbedingungen ausfüllen kann. Mit konkreten Absprachen sowie Back-up Plänen fühlte es sich gut und richtig an, den nächsten Schritt zu gehen.

Was sind gerade deine größten Herausforderungen?

Sicherlich ist meine Herausforderung aktuell, alle Rollen unter einen Hut zu bekommen und jedem gerecht zu werden. Ich genieße die bunte Vielfalt an Aufgaben, die all diese Hüte mit sich bringen und auch die hohe Verantwortung, die Organisation zukunftsfähig zu gestalten. Doch mit einer 34 Stunden Woche muss ich Grenzen setzen. Ich kann nicht immer physisch präsent im Büro für mein Team ansprechbar sein und ich kann auch nicht jedes spannende Projekt selbst umsetzen.

Was sind deine Tipps für Frauen in Führungspositionen?

Seid mutig und habt Vertrauen in euch und eure Fähigkeiten. Kommuniziert Leistung und Erfolge klar und deutlich, bleibt authentisch und euren Werten treu. Wählt ein Umfeld, dass euch darin unterstützt zu wachsen und fragt nach Hilfe und Unterstützung, wenn ihr sie braucht. Macht euch frei von stereotypischen Erwartungen an Frauen in Führungspositionen und lasst euch von männlichen Führungskräften nicht verunsichern oder einschüchtern.

Und wenn ihr Mutter seid, habt kein schlechtes Gewissen, nur weil ihr euren Beruf mit Leidenschaft ausübt. Ich kann meinem Anspruch an das Muttersein gerecht werden und mich gleichermaßen beruflich entfalten.

Spürst du Unterschiede in der Wahrnehmung als weibliche Führungskraft?

In unserer Organisation glücklicherweise nicht. Außerhalb der Organisation gibt es schon hin und wieder kritische Blicke oder grenzüberschreitende Kommentare. Da geht es dann im Kern immer wieder um die Frage, wie die Rolle von Führungskraft und Mutter gleichzeitig ausgefüllt werden kann – ohne dass das Kind leidet. Es steht also weniger das Frau-Sein an sich im Fokus der Kritik, sondern vielmehr die Reproduktion stereotypischer Denkmuster, dass angenommen wird, dass eine Frau automatisch die Care-Arbeit übernimmt und der Mann Karriere macht.

Wer inspiriert dich?

Mich inspirieren vor allem Frauen aus meinem näheren Umfeld – Freundinnen, Kolleginnen, Familienmitglieder. Darunter sind Frauen, die stark sind und für sich einstehen – jede auf ihre eigene Art und Weise. Frauen, die auf ihre innere Stimme vertrauen und das tun, was SIE glücklich macht – losgelöst von gesellschaftlichen Normen und vermeintlichen Pflichten. Das lässt sich eben nicht mit der Höhe der Führungsposition oder über das Gehalt definieren.

Vielen Dank für das Interview, liebe Samira 😊!

Wir bieten Trainings für führungsinteressierte Frauen an!